Studieren vor 30 Jahren – Wie alles begann…
Wir schreiben das Jahr 1994. In Südafrika wird Nelson Mandela zum ersten schwarzen Präsidenten des Landes gewählt. Unter dem Ärmelkanal wird der Eurotunnel eingeweiht und in Deutschland wird Roman Herzog zum neuen Bundespräsidenten ernannt.
Im Sommer dieses Jahres wagen einige Unerschrockene an der Uni Stuttgart, aus anderen Studiengängen kommend, den Schritt in einen komplett neuen Studiengang, den es so vergleichbar bisher nur an der Uni Berlin gab: Umweltschutztechnik – eine Melange aus den umweltrelevanten Beiträgen unterschiedlicher Fakultäten. Bis hierhin ist im Vorfeld bereits viel passiert. Ein harter Kern motivierter Professoren und Mitarbeitern an den Instituten haben Ausdauer bewiesen und jahrelange engagierte Vorarbeit in den Institutionen geleistet bis zum Aufbau eines ersten Gerüstes der Studienordnung und schließlich bis zur politischen Genehmigung des neuen Studiengangs.
Der Anfang war durch eine unglaublich dynamische Aufbruchstimmung geprägt. Es gab Vorlesungen, die z.T. völlig neu waren. Manche Professoren forderten die Studierenden zur aktiven Mitgestaltung der Studieninhalte auf. Die Atmosphäre ist mit den Massen-Studiengängen wie Bauingenieurwesen oder Maschinenbau jener Zeit nicht vergleichbar. Jeder kennt jeden im Jahrgang. Gemeinsam werden Pläne geschmiedet: Wie kommt man am Besten durch die Pflichtfächer? Welche Vertiefungsrichtungskombination verspricht den besten Mehrwert hinsichtlich persönlicher Neigungen und künftiger Berufspläne?


Zum Herbst startet dann der neue Studiengang offiziell. Es gibt 60 Studienplätze – sehr übersichtlich für eine Universität. Viele studieren anfänglich mehr Fächer, als sie eigentlich laut Prüfungsordnung müssten, um Ihre Favoriten zu finden und dann anderes links liegen zu lassen. Manche Vorlesungen und Praktika sind anfänglich zu überladen und müssen angepasst werden. Auch zeitliche Überschneidungen diverser Fächerkombinationen treten auf. Aber was nicht passt, wird passend gemacht. So gehen die Jahre ins Land und der Studiengang erlebt eine Blüte mit über 300 „Ersties“ in starken Jahrgängen.
In den großen Vordiploms-Gemeinschaftsvorlesungen wie Höhere Mathematik, Technische Mechanik und Thermodynamik sind die „Umweltschützer“ zwischen den anderen Ingenieurwissenschaftlern die Exoten. Mit den Jahren entwickelt sich ein Stärken-Profil des Studienganges: Der Ingenieur-Generalist mit naturwissenschaftlichem Hintergrund, der sich in einzelne Disziplinen vertieft. Dieses neue Profil der ersten Absolventen ist in den Produktionsbetreiben, Ingenieurbüros und Behörden noch neu und erklärungsbedürftig. Aber die Umweltschutztechnikingenieure aus Stuttgart erarbeiten sich schnell einen guten Ruf.
Der starke persönliche Kontakt der Studierenden untereinander ist von Anfang an eine Besonderheit im universitären Umfeld. Mit den ersten Absolventen entsteht der KONTAKT e.V., der Alumni-Club des Studienganges. Ein wesentliches Element der Aktivitäten ist die Jahresversammlung, bei der sich Studierende und Absolventen zum Austausch treffen.
Bernd P. Schwald, Student der ersten Stunde, Diplom im Jahr 2001 und Fotograf im Kontakt e.V.
Bericht zum Uschiläum 2024